Nachricht

Biberprojekt: Spatenstich im Flurneuordnungsverfahren Uttenweiler-Oberwachingen (Tobelbach)


Durch den Biber kommt es regelmäßig zu Überflutungen von landwirtschaftlicher Nutzfläche. Neben der Vernässung ist ein weiterer Konfliktpunkt die Unterhöhlung der Ufergrundstücke. Um den immensen Unterhaltungsaufwand zu reduzieren und die Konflikte nachhaltig zu befrieden, wurde ein Flurneuordnungsverfahren angeordnet.

Landrat Dr. Heiko Schmid dazu: „Hier am Tobelbach herrschten bisher enorme Konflikte vor: Überflutungen durch Biberdämme und Uferunterhöhlung bei gleichzeitiger landwirtschaftlicher Nutzung bis zum Gewässerrand führten in der Vergangenheit zu vielfältigen Ärgernissen und Gefahren. Das Projekt „Flurneuordnung am Tobelbach in Oberwachingen“ bietet nun erstmalig einen nachhaltigen Lösungsansatz, welcher Potential hat, Vorbild für andere Nutzungskonflikte zu sein.“ Dabei hob der Landrat das gute Miteinander hervor: „Vor allem das Einvernehmen aller Akteure macht dieses Projekt so besonders. Gemeinsam an einem Strang ziehen Grundstückseigentümer, Bewirtschafter, Gemeinde, Landwirtschaft, Naturschutz, Wasserwirtschaft und Flurneuordnung.“

"Mit der Flurneuordnung kümmern wir uns um nachhaltige Lebensgrundlagen für Mensch und Tier. Wir wollen, dass der Biber ungestört leben und die örtlichen Landwirtinnen und Landwirte ihre Flächen ungestört bewirtschaften können, ohne Überschwemmungen fürchten zu müssen. Dieses Vorzeigeprojekt erzielt eine Win-Win-Situation für den Artenschutz, den Hochwasserschutz und die Landwirtschaft. Denn Artenschutz darf nicht auf Kosten der landwirtschaftlichen Höfe betrieben", sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL

Auch Landrat Heiner Scheffold ergriff das Wort und erinnerte an die gute Zusammenarbeit der Landkreise Biberach und Alb-Donau-Kreis: „Die Flurneuordnung ist ein effektives und zukunftsträchtiges Instrument, um Nutzungskonflikte im ländlichen Raum nachhaltig zu entschärfen. Solche Nutzungskonflikte werden uns in Zukunft häufiger beschäftigen, denn der ländliche Raum befindet sich im Wandel. Ob Klimaschutz und Energiewende, wirtschaftliches Wachstum, Tourismus, Mobilität, Natur- und Artenschutz, Wohnungsbau oder andere gesellschaftliche Bedürfnisse – all diese Dinge brauchen sprichwörtlich Raum und zwar über Landkreisgrenzen hinweg.“

Armin Blersch dankte als stellvertretender Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft, dass dieses Projekt nun so umgesetzt werden könne und für die Unterstützung von Land, Landkreis und Gemeinde.

Uttenweilers Bürgermeister Werner Binder begründete das Engagement seiner Gemeinde mit der nachhaltigen Lösung des Konfliktes zwischen Biber und den Grundstückseigentümern. „Für die Gemeinde Uttenweiler ist die Neuordnung ein Gewinn für alle Beteiligen und vor allem auch für die Ökologie. Dafür bin ich wirklich dankbar. “, erklärte Binder.

Projektinformation Flurneuordnung Uttenweiler-Oberwachingen (Tobelbach):

FLÄCHENTAUSCH

Im Rahmen des Flurneuordnungsverfahrens erhält die Gemeinde eine bis zu 60 Meter breite und 3 Kilometer lange Gewässerentwicklungszone entlang des Tobelbachs. Dies wurde möglich, da die Gemeinde Uttenweiler rund 10 Hektar Fläche am Tobelbach bzw. in unmittelbarer Nähe erwerben konnte. Die bisherigen Eigentümer erhalten im Tausch dafür die bisherigen Flächen der Gemeinde. Dieser Tausch erfolgte durch Neueinteilung der Flächen durch die Flurneuordnungsbehörde. Seit 16. Januar 2022 können die neuen Flächen bereits genutzt werden.

BAUMASSNAHMEN

Die landwirtschaftlich genutzten Flächen im Projektgebiet sind großflächig dräniert. Alle Dränagen entwässern in den Tobelbach und werden nun durch die Schaffung der neuen Gewässerentwicklungszone vom Bach abgeschnitten. Mit dem Bau mehrerer Drainagefangeleitungen, die meistens vor Brückenbauwerken in Form eines „kleinen Wasserfalls“ münden, wird eine nachhaltige Entwässerung der Äcker und Wiesen gewährleistet. Für eine dezentrale Hochwasserschutzmaßnahme sorgt ein Oberbodentausch, der am Bach mehr Retentionsraum schafft.

Die Baumaßnahmen sorgen einerseits dafür, dass in der Gewässerentwicklungszone eine ökologische Auenentwicklung unter dem Einfluss des Bibers entstehen kann. Andererseits werden die Produktionsflächen außerhalb der vernässten Talniederung gesichert und damit der bestehende Nutzungskonflikt zwischen Biber und Landbewirtschaftern entschärft.

Baumaßnahmen am unteren Bereich des Tobelbaches befinden sich bereits im Alb-Donau-Kreis in der Gemeinde Unterwachingen.

Die Baumaßnahmen im Detail:

  • Drainage-Fangeleitungen: rund 3,5 Kilometer
  • Oberbodentausch: rund  8 Hektar
  • Verlegung und Renaturierung des Gewässers im Unterlauf
  • Öffnung eines verdolten Nebengewässers
  • Aussichtsplattform mit Informationstafeln und Parkplatz

KOSTEN UND FINANZIERUNG

Die Projektkosten einschließlich Grunderwerb belaufen sind auf insgesamt rund 1,2 Millionen Euro. Die Baukosten werden von Bund und Land mit 0,94 Millionen Euro gefördert. Der Gemeinde Uttenweiler verbleibt ein Eigenanteil von knapp 0,3 Millionen Euro.

Mehrere Männer stehen vor einem Erdhaufen mit einer Schaufel voller Erde in der Hand

Den Spatenstich für das Flurneuordnungsverfahren haben von links Präsident Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung BW; Thomas Dörflinger, MdL; Landrat Heiner Scheffold, Alb-Donau-Kreis; Peter Hauk MdL und Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz; Landrat Dr. Heiko Schmid, Biberach; Bürgermeister Werner Binder, Uttenweiler; Marc Hinder, Kurt Hinder GmbH; Armin Blersch, stellvertretender Vorsitzender der Teilnehmergemeinschaft.

Direkt nach oben