Flurneuordnungsverfahren Tobelbach

Allgemeine Informationen zum Verfahren

Anlass des Flurneuordnungsverfahrens ist der Biber, durch den es regelmäßig zu Überflutungen von landwirtschaftlicher Nutzfläche kommt. Neben der Vernässung ist ein weiterer Konfliktpunkt die Unterhöhlung der Ufergrundstücke. Um den immensen Unterhaltungsaufwand zu reduzieren und die Konflikte nachhaltig zu befrieden, wurde ein Flurneuordnungsverfahren angeordnet.

Eine bis zu 60 Meter breite und drei Kilometer lange Gewässerentwicklungszone soll eine ökologische Auenentwicklung unter dem Einfluss des Bibers erreichen. Zugleich wird auch mehr Retentionsraum durch einen Oberbodentausch als dezentrale Hochwasserschutzmaßnahme geschaffen. Für die Landwirtschaft werden Produktionsflächen außerhalb der vernässten Talniederung gesichert und der bestehende Nutzungskonflikt entschärft. Die verbleibenden landwirtschaftlichen Flächen können dann ganzjährig bewirtschaftet werden und sind in ihrer Form besser zugeschnitten als vorher. Die Grundstückseigentümerinnen und Grundstückseigentümer wurden zu Beginn dieses Jahres in den Besitz und die Nutzung der neuen Flächen eingewiesen.

Um dies zu erreichen, hatte die Gemeinde Uttenweiler rund 10 Hektar Fläche am Tobelbach beziehungsweise in unmittelbarer Nähe vor und während des Flurneuordnungsverfahrens aufgekauft. Diese große Fläche passgenau am Tobelbach und zu einer Zeit zu erwerben, in der Grunderwerb nur sehr schleppend bis gar nicht möglich ist, ist eine herausragende persönliche Leistung des Uttenweiler Bürgermeisters. Darüber hinaus übernimmt sie alle nicht durch Zuschuss gedeckten Kosten und auch den Landabzug. Aufgrund einer Zusammenlegung in den 1970er Jahren besteht ansonsten kein Neuordnungsbedarf.

Baumaßnahmen am unteren Bereich des Tobelbachs befinden sich bereits im Alb-Donau-Kreis in der Gemeinde Unterwachingen.

Auf Initiative des Landratsamts Biberach wurde zwischen 2016 und 2019 ein Biberprojekt durchgeführt, in dem ein neues Konzept erarbeitet wurde, das aufzeigt, wie ein Zusammenleben zwischen Mensch und Biber weitgehend konfliktfrei möglich ist. Grundlage des Projekts war eine Bestandserfassung von Biberrevieren im Landkreis durch ehrenamtliche Kartierer. Dabei wurden in den 45 Gemeinden des Landkreises insgesamt 264 Biberreviere festgestellt, was rund 1.000 Tieren entsprechen kann. Josef Grom, einer der Auftragnehmer und Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen, ist in das Flurneuordnungsprojekt am Tobelbach involviert.

Die Flurneuordnung am Tobelbach wird intensiv wissenschaftlich begleitet. Eine Bachelorarbeit zur Biberpopulation im Projektbereich ist abgeschlossen. Eine weitere Bachelorarbeit, die im Frühjahr 2022 an der Fachhochschule Biberach und am 28. Juni 2022 in einer Versammlung der Grundstückseigentümer vorgestellt wurde, hat sich mit dem Wasserabfluss und Retentionsvolumen vor und nach den baulichen Veränderungen beschäftigt. Diese wissenschaftliche Arbeit bestätigt, dass potentielle Hochwasser HQ 5, HQ 10 vollständig innerhalb der neuen Flächen der Gemeinde (Gewässerentwicklungszone) verbleiben. Die Hochwasser HQ 50 und HQ 100 tangieren (nur noch) an einer Stelle zwei private Grundstücke. Dies war bei der Planung bereits bekannt und wurde aufgrund der flachen Talsituation an dieser Stelle bewusst in Kauf genommen.

Das Projekt wird auch nach den Bauarbeiten noch mehrere Jahre vom Landratsamt Biberach begleitet. So sollen unerwünschte Ausuferungen durch Biberaktivitäten über die Gewässerentwicklungszone hinaus erfasst und gegebenenfalls durch zusätzliche bauliche Maßnahmen eingeschränkt werden. Zudem wird die Entwicklung des Konfliktpotentials und der Aufwand des örtlichen Bauhofs nach der Umgestaltung beobachtet und die Einspareffekte dokumentiert.

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