Eduard Lucas - Pionier der Obstbaumkunde

Geboren 1816 in Erfurt, interessiert Eduard Lucas sich bereits früh für Gärtnerei. So absolviert er zwischen 1831 und 34 eine Ausbildung zum Gärtner in den Gartenanlagen der Fürsten von Anhalt-Dessau bei Dessau und Wörlitz. Anschließend führt ihn sein Weg nach Frankfurt an der Oder, Greifswald und Erfurt, wo er ebenfalls als Gärtnergehilfe arbeitet.

1836 wird Lucas in die Salzburger Alpen geschickt, um Pflanzen für den neuen alpinen Garten zu sammeln. Auf dem Weg macht er Halt in verschiedenen botanischen Gärten. So auch in München, wo er Bekanntschaft mit dem dortigen Vorstand macht. Dadurch ergibt es sich, dass er 1838 eine Gehilfenstelle in München annimmt und er den „kleinen Garten“ betreut. Aufgrund seines herausragenden Interesses und Kenntnissen rund um Kultivierungsmethoden und Gartenbau, ermöglichen seine Vorgesetzten ihm in den folgenden Jahren die Teilnahme an Vorlesungen und Exkursionen der Universität München.

1840 wird ihm die gärtnerische Leitung des Botanischen Gartens in Regensburg übertragen, 1842 bewirbt er sich, aufgrund seines herausragenden Rufs als Fachmann für Obstbaumkunde und Pomologie, erfolgreich um die Stelle des Institutsgärtners in der "Landwirtschaftlichen Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt" in Hohenheim. Teil dieser Stelle ist es, Unterricht für Schüler zu halten und nachdem bis dahin keine Schule für Gartenbau in Hohenheim existierte, wird er ebenfalls damit beauftragt, diese einzurichten.

Über die nächsten 17 Jahre investiert viel Zeit in das extensiver Studium der Obstbäume und Pomologie und so veröffentlicht er mehrere Schriften, unteranderem "Die Lehre von der Obstbaumzucht auf einfache Gesetze zurückgeführt", sowie dessen Fortsetzung "Lucas Anleitung zum Obstbau", welches bald lediglich als der "Lucas" zu einem der bekanntesten Büchern zum Thema wird. Auch seine Schrift "Der Obstbau auf dem Lande als belehrende Instruction für Gemeindebaumwärter" von 1848 wird ein so großer Erfolg, dass sie in Württemberg später zur Grundlage er staatlichen Bestimmungen zur Verbesserung des Obstbaus wird. 1855 beginnt er gemeinsam mit dem Pomologen Johann Georg Conrad Oberdieck mit der Herausgabe der "Monatsschrift für Pomologie und Obstbau". Gemeinsam gründen sie außerdem den "Deutschen Pomologenverein" und publizieren über 20 Jahre hinweg das "Illustrirten Handbuch der Obstkunde", in dem 2.700 Obstsorten dargestellt und beschrieben werden.

Auf seinen vielen Reisen durch die Oberämter des Landes stellt Lucas fest, das die Obstkultur in einem "beklagenswerten Zustand" ist und er beschließt, Kurse für Baumwärter und Landwirte zu geben. Es gelingt ihm außerdem durch Wanderlehrer und die Einrichtung von Gemeindeschulen insbesondere der einfachen Landbevölkerung das Wissen in die Hand zu geben, um großflächig eine Verbesserung der Situation zu bewirken. So wird  Eduard Lucas 1853 der Titel eines "Königlichen Garteninspektors" verliehen. Außerdem erhält er 1858 die "Goldene Civildinstmedaille" des Königreich Württemberg.

Frustriert von den Grenzen, die ihm durch die rigiden Strukturen als Beamter gesetzt werden und der herablassenden Art seiner studierten Kollegen, verlässt Lucas 1860 Hohenheim, scheidet aus dem Staatsdienst aus und geht nach Reutlingen um dort eine  "Höhere Fachschule für Pomologie und Gartenkultur, nebst deren Grund- und Hilfswissenschaften", kurz "Pomologisches Institut" zu gründen. Dort legt er eine weitläufige Gartenanlage mit um die 2.000 Bäume an und bietet Beratungen, Vorträge und Kongresse - alles mit dem Ziel den "rationellen Obstbau" zu fördern. Das pomologische Institut entwickelt ein hohes Ansehen und alsbald finden sich dort Schülerinnen und Schüler aus aller Welt, denn die Ausbildung dort ist sowohl von Praxis, als auch von wissenschaftlichen Aspekten geprägt. Neben der Schule, arbeiten die Auszubildenden in den hauseigenen Gartenanlagen, die sich durch den Verkauf von Obst, Pflanzen, Werkzeugen und vor allem Edelreisern, ebenfalls zu einem wirtschaftlich Erfolg entwickelt. Die Reutlinger Fachschule wird so zum Wegweiser für an die 50 weiteren Ausbildungsstätten in ganz Deutschland. Insbesondere die Baumwärterkurse erweisen sich als besonders wirkungsvoll, denn durch sie entwickelt sich ein staatlich anerkannter und selbstständiger Beruf - und später die Position des Kreisfachberaters für Obst- und Gartenbau. 1866 wird Lucas für seine Leistungen der Doktortitel durch die Universität Tübingen verliehen.

1877 kommt es schließlich zu einem Streit um die Sortenerhaltung und -vielfalt zwischen Lucas und dem Potsdamer Garteninspektor Wilhelm Lauche. In einer höchstwahrscheinlich geschickt manipulierten Wahl zum Geschäftsleiter des Pomologenvereins wird Lucas schließlich abgewählt und Potsdam zu neuen Zentrum des Vereins. Es folgten weitere, jahrelange Streitigkeiten und 1880 legt Lucas sein Amt als Geschäftsführer endgültig ab. Zwei Jahre später, im Alter von 66 Jahren, stirbt Eduard Lucas.

Seine herausragenden Leistungen rund um das Thema Obstbau, insbesondere im Bereich der Sortenerhaltung und -bestimmung, machen Eduard Lucas noch heute zu einem der wichtigsten Obstbaumkundler Deutschlands. Sein Wirken ist bis heute auf heimischen Streuobstwiesen zu finden und insbesondere die Entstehung der Kreisfachberater und Baumfachwarte haben die Struktur des Obst- und Gartenbaus nachhaltig geprägt und zum Besseren gewendet. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Eduard Lucas Medaille nach ihm benannt ist.

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